In Ihrem Wahlkreis droht ein Ärztemangel. Viele Haus- und Fachärzt:innen finden keine Nachfolger:innen für ihre Praxen oder schließen sich den Medizinischen Versorgungszentren an, wodurch verbliebene Praxen stark überlastet sind. Vor allem bei den Augenärzt:innen macht sich der Mangel deutlich bemerkbar. Zusätzlich gibt es nicht genügend Personal in den Pflegeeinrichtungen, wodurch vorhandene Kapazitäten nicht genutzt werden können. Das hat zur Folge, dass die Situation der Pflege in Ihrem Wahlkreis aktuell angespannt ist. Wie stellen Sie sich vor, die bestehenden Strukturen zu stärken und zu verbessern?
Eine Stärkung und Verbesserung der bestehenden Strukturen kann durch zwei Faktoren verbessert werden – zum einen durch eine stärker vernetzte Zusammenarbeit der einzelnen Akteure im Gesundheitswesen, zum anderen indem die Potenziale der Digitalisierung effektiver genutzt werden. Um dem Ärztemangel und dem Mangel an Pflegepersonal entgegen zu wirken ist die Reduzierung von Bürokratie ein effektives Mittel. Somit hätten Ärztinnen und Ärzte aber auch Pflegepersonal mehr Zeit für Patientinnen und Patienten, wodurch medizinische und pflegerische Be-rufe attraktiver werden können.
Wir müssen gemeinsam dem Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich entgegenwirken,
denn nur so können wir unsere qualitativ hochwertige Versorgungsstruktur
im Gesundheitswesen aufrechterhalten. Das gilt auch für Fachkräfte der Augenheilkunde.
Deshalb wollen wir grundsätzlich die Aus- und Weiterbildung in den Gesundheitsberufen
stärken und die bereits auf den Weg gebrachte Abschaffung des Schulgeldes
in den Gesundheitsberufen sowie die Einführung einer allgemeinen Ausbildungsvergütung
zügig umsetzen. Um alle gesundheitlichen Versorgungsbereich
auch künftig aufrechtzuerhalten und zu stärken, ist es unabdingbar, weiterhin konsequent
Maßnahmen der Fachkräftegewinnung im In- als auch aus dem Ausland konsequent
zu verfolgen.
Wir werden die Kommunen bei der Einrichtung und beim Betreiben von integrierten medizinischen Versorgungsnetzwerken stärken – insbesondere in ländlichen Regionen – und für eine integrierte und bessere Notfallversorgung sorgen. Die Honorarzuschläge sorgen bereits jetzt dafür, dass sich mehr Ärzt:innen auch in ländlichen Gebieten niederlassen. Durch Zuschläge für Krankenhäuser auf dem Land soll die Versorgung auch dort gesichert werden, wo es sich nicht rechnet. Dass der Märkische Kreis bereits seit vielen Jahren ein Medizinstipendium anbietet, um dem Ärztemangel entgegenzuwirken, ist sehr zu begrüßen. Fachkräfte müssen künftig von Aufgaben entlastet und die Versorgungsqualität verbessert werden. Daher werde mich für die konsequente Digitalisierung unseres Gesundheitssystems einsetzen. Dies muss natürlich mit flächendeckenden Weiterbildungs- und Unterstützungsangeboten gekoppelt sein. Zur Verbesserung der Situation in der Pflege werde ich mich für flächendeckende Tarifverträge, eine angemessene Personalausstattung und vernünftige Bezahlung einsetzen. Nur wenn die Pflegeberufe attraktiver werden, können wir für Nachwuchs sorgen und die bereits in der Pflege Tätigen halten bzw. zurückholen.
Die medizinische Versorgung in meinem Wahlkreis hat für mich eine hohe Priorität. Es müssen Ideen entwickelt werden, die es ermöglichen, die Arbeit als Hausärztin oder Hausarzt in unserer Region attraktiv zu gestalten. Die kann z.B. die Einrichtung von weiteren Medizinischen Versorgungszentren oder Ärztehäusern sein. So besteht die Möglichkeit, verschiedene Arbeitszeitmodelle anzubieten, die es auch Ärztinnen mit Kindern ermöglichen, flexibel arbeiten zu können.
Das Pflegepersonal in privaten Pflegeeinrichtungen muss eine tarifliche Vergütung erhalten. Zudem muss auch in diesem Bereich daran gearbeitet werden, flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten, damit auch Frauen mit Familie und Kindern die Möglichkeit gegeben wird, ihren Beruf ausüben zu können.
Für eine zuverlässige Medikamentenversorgung sind die Apotheken vor Ort unverzichtbar. Der Deutsche Bundestag hat hierzu im vergangenen Jahr das „Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken“ verabschiedet.
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Apotheken durch die eigene Herstellung von Desinfektionsmitteln zum Gesundheitsschutz vor Ort beitragen und Versorgungsengpässe kurzfristig selbst überwinden können.
Um die persönliche Patientenbetreuung durch die Apotheken weiterhin zu erhalten, möchte ich mich für den Botendienst in den Apotheken einsetzen. Besonders in unserem ländlichen Raum und für Menschen, die eine Apotheke nicht selbst aufsuchen können, ist der Botendienst ein wichtiger Baustein der medizinischen Versorgung. Das Gesetz setzt auch hier an und sichert die dauerhafte Vergütung des Botendienstes ab.
Die Apotheken vor Ort leisten – gerade bei uns im ländlichen Raum – wichtige Versorgungsaufgaben und sind mehr als eine reine Medikamentenausgabestelle. In einer alternden Gesellschaft müssen Arzneimittel auch zukünftig zuverlässig und flächendeckend zur Verfügung stehen. Daher hat die SPD in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass zusätzliche pharmazeutische Dienstleistungen besser honoriert, Botendienste unbefristet bezahlt und die Nacht- und Notdienstvergütung erhöht werden. Darauf wollen wir aufbauen. Apotheken sollen künftig noch mehr pharmazeutische Dienstleistungen anbieten und dafür mehr Geld erhalten. In meinen Augen ist eine Versandapotheke nicht mit dem umfassenden Leistungsangebot und der menschlichen Nähe einer Vor-Ort-Apotheke zu vergleichen. Versandapotheken sehe ich eher als optimale Ergänzung – gerade um medizinische Versorgungslücken in ländlichen Regionen zu schließen.
Das persönliche Beratungsgespräch in einer Apotheke kann keinen Einkauf im Versandhandel ersetzen. Nur so kann gezielt auf die Beschwerden der Kund:innen eingegangen werden. Weiterhin sollte es möglich sein, dass weiterhin Zusatzleistungen in Apotheken angeboten werden, um die medizinische Versorgung weiterhin z u gewährleisten. Dies führt auch dazu, dass die Kund:innen wieder vermehrt in den Apotheken vor Ort kaufen, statt im Versandhandel.
Zunächst sehe ich als Voraussetzung für einen weiteren Ausbau von Leistungen an, dass bürokratische Hürden für Apothekerinnen und Apotheker sowie für pharmazeutisches Personal reduziert werden.
Hierbei hoffe und wünsche ich mir, dass das elektronische Rezept (E-Rezept) sowohl in den Apotheken als auch bei Patientinnen und Patienten auf positive Resonanz trifft. Da das E-Rezept auch in anderen europäischen Ländern verbreitet ist, sollten wir aus deren Erfahrungen lernen. Deshalb sollte parallel zum E-Rezept auch vorerst das Rezept in Papierform verfügbar sein. Denn dieses ist für die ältere Bevölkerung wichtig.
Außerdem würde es mich freuen, wenn die Apothekenteams in meinem Wahlkreis, falls nicht bereits geschehen, Patientinnen und Patienten über aktuelle Veranstaltungen im Wahlkreis informieren, die dem Gesundheitsschutz dienen. Dies könnten etwa Informationsveranstaltungen zur Vorbeugung von bestimmten Krankheiten sein.
Für eine flächendeckende Gesundheitsversorgung vor Ort würde ich mir natürlich wünschen, dass auch die Apotheken in meinem Wahlkreis langfristig mehr pharmazeutische Dienstleistungen anbieten. Dabei wissen die Apotheker:innen aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrungswerte natürlich am besten, welche bestehenden Dienstleistungen ausgebaut und welche zusätzlichen Leistungen angeboten werden können. Ich stehe gerne für einen Austausch diesbezüglich zur Verfügung.
Eine Möglichkeit zum Ausbau von Leistungen wäre die Möglichkeit, Impfungen auch in Apotheken auszuführen. Dies sollte nicht nur die Corona-Schutzimpfung beinhalten, sondern auch andere, wie z.B. Tetanus-Auffrischungen oder Grippeimpfungen. Dies würde zu einer Entlastung in den Arztpraxen führen, vor allem im Herbst/Winter, wenn die Grippeschutzimpfung beginnt. Dies würde sicherlich für die Apotheken einen Mehraufwand bedeuten, jedoch denke ich, dass es auch dazu führen könnte, Kund:innen wieder mehr an die Apotheken vor Ort zu binden.
In Ihrem Wahlkreis droht ein Ärztemangel. Viele Haus- und Fachärzt:innen finden keine Nachfolger:innen für ihre Praxen oder schließen sich den Medizinischen Versorgungszentren an, wodurch verbliebene Praxen stark überlastet sind. Vor allem bei den Augenärzt:innen macht sich der Mangel deutlich bemerkbar. Zusätzlich gibt es nicht genügend Personal in den Pflegeeinrichtungen, wodurch vorhandene Kapazitäten nicht genutzt werden können. Das hat zur Folge, dass die Situation der Pflege in Ihrem Wahlkreis aktuell angespannt ist. Wie stellen Sie sich vor, die bestehenden Strukturen zu stärken und zu verbessern?
Vor allem während der Pandemie haben die örtlichen Apotheken die Vor-Ort-Versorgung stark gestützt und viele Leistungen kurzfristig aufgefangen. Diese Zusatzleistungen werden, neben den eigentlichen pharmazeutischen Aufgaben, gern erbracht. Zusätzlich sorgen sich die Apotheken um negative Auswirkungen des Versandhandels, da ihnen zunehmend die Kunden fehlen. Wie setzen Sie sich dafür ein, dass die persönliche Patientenbetreuung durch die Apotheken vor Ort erhalten bleibt?
Die Apotheken sind die erste Anlaufstelle, wenn es um Sorgen und Fragen seitens der Bürger:innen geht. Sie beraten nicht nur rund um Arzneimittel, sondern gelten auch als Ersatz für fehlende Anlaufstellen zu gesundheitlichen Fragen im Wahlkreis. Zusätzlich stehen sie den Patient:innen bei digitalen Neuerungen, wie etwa dem digitalen Impfpass, zur Seite: vom Herunterladen der App bis zum Speichern des Impfnachweises. Was wünschen Sie sich von den Apothekenteams in Ihrem Wahlkreis, welche Leistungen sollten diese ausbauen?
Nordrhein-Westfalen
X
Fläche
34.112,5 km2
Landeshauptstadt
Düsseldorf
Einwohnerzahl
17,9 Millionen
Wahlkreise
64
Wahlberechtigte Personen
13,1 Millionen
Quellen: Statistische Ämter des Bundes und der Länder; Der Bundestagswahlleiter